»ArtIs(t) Live«, 2022

897 Wörter - 386 Wörter entsprechen 47% der geforderten Mindestbezahlung für Künstler*innen nach den Richtlinien des Bundesverband Bildender Künstler. So bleiben von dem Text für diese Performance also von 897 Wörtern nur noch 511 Wörter stehen.

 

Die Performance ArtIs(t) Live von Timur Dizdar ist objektgebunden. Sie wird in Kombination mit dem speziell dafür entwickelten Rotary-Speaker-System und einem Rednerpult aufgeführt. Dabei rotiert ein Richtlautsprecher um die eigene Achse, so dass der Ton fortlaufend in eine andere Richtung schallt. Der Grundidee zu diesem System liegt das Bedürfnis zugrunde, eine Visualisierung des subtilen Gefühls, mit einem vorgetragenen Text nicht mitzukommen, zu finden. Doch nicht nur die physikalische Raumflucht der Geräuschübertragung ist Thema der Aktion. Inhaltlich befasst sich der Text mit dem Richtlinien des BBK (Berufsverband Bildender Künstler) für die Vergütung künstlerischer Leistungen. Die Sätze werden fortwährend durch ein Störgeräusch unterbrochen, das immer dann einsetzt, wenn auf bestimmte Worte scheinbar verzichtet werden kann, ohne den Inhalt zu stark zu verändern. Der Verzicht auf Worte resultiert aus dem gekürzten Honorar des Künstlers im Vergleich zu den Vorgaben aus dem Text. Da die Fördergelder, die der Verein dankend erhalten hat, nicht für eine entsprechende Vergütung aller teilnehmenden Künstler*innen ausreichen würde, wurden die Leistungen - also die Worte - um 47% gekürzt. Aus dem ursprünglichen Vortrag mit 684 Wörtern wurden somit 363 Wörter in der Sparversion.

 

 

»Bieterverfahren«, 2022

Video: Elisa Dorin & Dustin Rasimovicz

 

Durch die visuelle Präsenz eines Auktionshauses im Bereich _stage (Performance) kann die Frage nach der Marktfähigkeit von Performancekunst generell gestellt werden und damit auch nach dem Anspruch auf Vergütungen für immaterielle Kunst. Kann das Honorar aus Eintrittsgeldern gedeckt werden, sind staatliche Subventionen wie im Theaterbereich nötig und nach welchen Kriterien kann Performancekunst vergütet werden?
Der Titel »Bieterverfahren« verweist auf das Preis-Nachfrage-Verhältnis, das bei marktfreundlicher Kunst - wie auch in der Immobilienbranche meist außer Frage steht.